
Was ich mag
Alle Jahre wieder seit meiner Kindheit vertraute Lieder.
Lebkuchenduft, Marzipanstolle, Zimtsterne, Quittenkonfekt.
Duftkerzen.
Lichter in den Häusern und Straßen.
Glühwein gegen kalte Füße.
Lange Briefe und Weihnachtskartengrüße.
Mehl bedeckt durch das Plätzchenbacken mit den Kindern wie der erste Schnee die Böden in der ganzen Wohnung.
Sterne basteln aus Papier, Holz, Stroh, mit und ohne Glitzer, groß, klein, gold oder silber oder – die Ideen gehen nicht aus.
Basteln, basteln überhaupt das Schönste an der Weihnachtszeit.
Schnee, Kunstschnee oder in echt, stimmt milde und heilt dabei doch alle Zornesfalten.
Heimlichkeiten, so viele Heimlichkeiten.
Am Kaminfeuer Drinnengemütlichkeit und Wintergeschichten, Früchtepunsch, Kakao mit einer Prise Zimt, die alten Platten knistern, Besinnlichkeit, statt von Sinnen.
Was ich nicht mag
Das ganze Sortiment ab September, Schokoweihnachtsmänner und Stollenkonfekt.
Meterlange To-do-Listen damit wirklich alles perfekt vorbereitet ist: der Sekt kaltgestellt muss rechtzeitg in den Keller, Omas Lieblingspralinen und nur die, Rosinen für die Bratensoße und den passenden Rotwein dazu. Den Akku laden für das jährliche Weihnachtsfoto und einen Frisörtermin für jeden nochmal in der Familie organisieren. Für jedes Geschenk das passende Papier, die Müllberge schon beim einpacken vor Augen. Der Baum. Ich wage es nicht, ihn zu erwähnen. Eine Nordmanntanne, eine echte, selbst geschlagen mit der ganzen Familie in romantischen Harzer Wäldern pünktlich einen Tag vor dem Fest – frisch muss er sein, genau wie die Gans und die Frisur, das Makeup, die Nägel, die Böden, das Haus. Welch ein Graus.
Das Wetter die kalte Jahreszeit nicht zu vergessen zum Fest der Feste. Minusgrade wer kann denn dabei noch frohlocken? Erwachsene: genervt, gehetzt, gestresst, knallrote mit Falten verzierte zerknitterte Gesichter. Ihnen fehlt etwas Glitter.
Der letzte Kaufrausch vor dem Fest: in allerletzter Sekunde durch alle noch geöffneten Geschäfte jagen, weil eine, diese eine Zutat vom neuen exotischen Weihnachtsessenrezept fehlt. Ich kann den Blick der Familie schließlich nicht jedes Jahr auf dasselbe Festessen lenken, was soll denn Tante Herta von meinen Hausfrauenfähigkeiten denken.
Überhaupt, Weihnachten kommt immer so plötzlich.
Frohes Fest!